9 Tipps für bessere Fotos von Ihrer Katze und Ihrem Hund

Sind Sie ein angehender Fotograf? Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihre Haustiere zu einer Quelle der Inspiration werden und für zahlreiche Fotografierversuche herhalten müssen. Da Tiere jedoch bekanntermassen unberechenbar sind und im Gegensatz zu einem menschlichen Modell keine Anweisungen befolgen, ist es oft leichter gesagt als getan, gelungene Schnappschüsse von ihnen anzufertigen. Wir haben daher mit dem professionellen Tierfotografen Jasper Stenger gesprochen, um Tipps zu bekommen, wie man die typischen Hunde- oder Katzenbilder vermeidet und wirklich gute Fotos macht, die einem auch selbst gefallen.

1. Haben Sie Geduld 


Wenn Sie Katzen oder Hunde fotografieren, ist es ganz wichtig, Geduld zu haben, da Tiere genau wie Kinder sich nur für einen kurzen Zeitraum konzentrieren können und sich leicht ablenken lassen. „Ich habe oft beobachtet, dass Menschen ungeduldig werden, wenn sie ihre Haustiere fotografieren“, sagt Stenger. „Aber dem Tier Befehle zuzurufen oder zu versuchen, es in eine bestimmte Position zu dirigieren, führt nur zu Stress bei dem Tier und ruiniert jede Chance auf gute Fotos.“ Er betont, wie wichtig es daher ist, die Katze oder den Hund im Voraus mit der Kamera und der Umgebung vertraut zu machen, in der Sie die Fotos machen wollen.

„Lassen Sie dem Tier einfach Zeit, herumzulaufen und sich an die Umgebung und die Kamera zu gewöhnen, bevor Sie beginnen, Fotos zu machen“, sagt er. „Wenn Sie mit Blitz arbeiten, machen Sie vorher ein paar Probeblitze, um die Tiere auch daran zu gewöhnen.“

2. Sorgen Sie dafür, dass sich das Tier wohlfühlt

Ganz gleich, ob Sie Ihren Hund durch einen Reifen springen lassen, oder Ihre Katze in einen niedlichen Anzug mit Krawatte stecken möchten, denken Sie daran, dass Ihre Fotos nicht sehr vorteilhaft aussehen werden, wenn sich das Tier nicht wohlfühlt.

„Ich verwende ungern Requisiten und achte darauf, dass die Umgebung so natürlich wie möglich ist, damit der Hund zufrieden und entspannt aussieht“, sagt Stenger. „Wenn man versucht, etwas zu erzwingen, fühlt sich das Tier gestresst und sieht auf dem Foto auch dementsprechend aus. Möchten Sie Requisiten verwenden, probieren Sie diese ruhig aus, aber sollte sich das Tier damit unwohl fühlen, dann überlegen Sie sich etwas anderes.“

Ein Trick, um Tieren dabei zu helfen, sich zu entspannen, ist, sie im Freien zu fotografieren, was für die Tiere generell eine natürlichere Umgebung ist. Ein anderer Trick besteht darin, mit dem Hund vorher ein wenig zu laufen, sodass er nicht zu nervös ist und trotzdem noch genug Energie hat.


3. Ziehen Sie die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich 


Ein paar Aufnahmen, auf denen Ihre Katze oder Ihr Hund in die Ferne schaut, können ja ganz nett sein, aber wenn Sie die volle Aufmerksamkeit Ihres Haustiers haben, werden die Aufnahmen noch viel beeindruckender sein.

„Meistens sorgt mein Assistent mit Leckereien oder Spielzeug dafür, dass sich das Tier in die richtige Position bewegt“, erläutert Stenger. Er weist auch darauf hin, dass wenn beispielsweise der Eigentümer des Tieres oder eine andere bekannte Person beim Fotografieren hinter Ihnen steht, dies dabei helfen kann, die Aufmerksamkeit des Hundes zu erregen, damit dieser direkt in die Kamera schaut. „Am besten ist es, flexibel zu sein und auszuprobieren, was bei den verschiedenen Tieren am besten funktioniert“, fügt er hinzu. „Was bei Hunden, die Angst vor der Kamera haben, immer gut funktioniert, ist, ihnen immer dann eine Leckerei anzubieten, wenn sie in die Nähe der Kamera kommen. So begreifen sie, dass die Kamera keine Gefahr darstellt.“


4. Beleuchtung ist alles


Wie bei jeder anderen Art von Fotografie ist die Beleuchtung auch bei der Tierfotografie äusserst wichtig. Am einfachsten und preiswertesten ist es, mit natürlicher Beleuchtung zu beginnen. Stenger weist darauf hin, dass bei Aufnahmen im Freien die Tageszeit einen grossen Unterschied ausmacht. „Wenn Sie mit Ihrem Haustier um die Mittagszeit nach draussen gehen, wenn die Sonne am höchsten steht, ist das Licht sehr hart und wirft unschöne Schatten“, sagt er.

Er schlägt vor, stattdessen früh am Morgen oder spät am Nachmittag nach draussen zu gehen, wenn das Licht weicher ist. Müssen Sie jedoch unbedingt in der Mittagszeit fotografieren, können Sie versuchen, in den Wald oder in einen Park zu gehen, wo das Licht durch viele Bäume gefiltert wird.

Sollen Tieren jedoch in Räumen fotografiert werden, können grosse Fenster oder Glastüren nützlich sein. Denken Sie jedoch stets daran, dass der Kontrast zwischen Licht und Schatten sehr stark sein kann, wenn Sie in der Nähe eines Fensters bei hellem Sonnenlicht fotografieren. In diesem Fall kann ein preiswerter zusammenfaltbarer Reflektor dabei helfen, etwas zusätzliches Licht auf den schattigen Bereich zu werfen, ohne dass dies unnatürlich aussieht.


5. Achten Sie auf den Hintergrund 


Fotografie-Neulinge achten oft zu wenig auf ihre Umgebung und konzentrieren sich nur auf das, was sie fotografieren möchten. Dies kann jedoch ein grosser Fehler sein.

„Es ist immens wichtig, auf den Hintergrund zu achten, besonders wenn Sie sich drinnen befinden“, sagt Stenger. „Wenn Sie keine Aufnahmen vor einem rein weissen oder schwarzen Studiohintergrund machen, müssen Sie unbedingt darauf achten, dass im Hintergrund nichts herumsteht, wie beispielsweise Schuhe, oder sonst irgendwie Unordnung herrscht, was das Foto beeinträchtigt.“

6. Wählen Sie die richtigen Kameraeinstellungen

Die von Ihnen gewählten Kameraeinstellungen hängen immer von der Situation und der Art von Foto ab, das Sie machen wollen. Möchten Sie beispielsweise Action-Aufnahmen machen oder Tiere fotografieren, die sich viel bewegen, ist eine kurze Verschlusszeit wichtig. Kommen Sie mit dem manuellen Modus nicht zurecht, hilft Ihnen die Blendenautomatik (TV oder S) dabei, verschiedene Verschlusszeiten auszuprobieren, ohne jedes Mal die Blende anpassen zu müssen.

„Einige moderne Kameras verfügen auch über die Funktion ISO-Automatik“, sagt Stenger.  „Mit dieser Funktion können Sie mit der Blendenautomatik Fotos machen und wenn die Blende zu klein wird für das Objektiv, nimmt die ISO-Empfindlichkeit automatisch zu. So haben Sie ein Problem weniger, um das Sie sich kümmern müssen.“

7. Begeben Sie sich auf eine Höhe mit den Tieren

Sind Sie es nicht gewohnt, Tiere zu fotografieren, können Sie versucht sein, stehend zu fotografieren und auf die Tiere herunter schauen. Dies ist zwar nicht grundsätzlich schlecht, aber Stenger weist darauf hin, dass Sie eine andere Perspektive erhalten, wenn Sie sich auf eine Höhe mit dem Tier begeben. 
 
„Wenn Sie Fotos von Tieren aus einer Perspektive machen, wie jeder andere sie ebenfalls sieht, bedeutet dies, dass sich Ihre Fotos nicht gross von den anderen abheben“, sagt er. „Beugt man sich zu dem Tier herunter und geht man nahe an es heran, wird das Foto wesentlich persönlicher. Versuchen Sie möglichst auch immer, sich auf die Augen zu konzentrieren. Die Augen sind wirklich die Fenster der Seele.“

8. Wählen Sie Ihre Ausrüstung sorgfältig

Obwohl es möglich ist, grossartige Fotos von Ihrem Hund oder Ihrer Katze mit praktisch jedem Objektiv zu machen, sind einige Objektive durchaus besser geeignet als andere. Welche Objektive verwenden eigentlich Profis?

„Ich wechsle zwischen ein paar Objektiven ab, aber mein Lieblingsobjektiv ist ein 8-mm-Fischauge, das ich benutze, um ganz nah an die Tiere heranzukommen“, sagt Stenger. „Damit kann man wirklich sehr lustige Bilder machen. Es ist jedoch nicht für Aufnahmen von Tieren geeignet, die sich vor der Kamera fürchten, da man sehr nah an ihren Kopf herangehen muss (20 bis 25 cm).“

„Sowohl Canon als auch Nikon stellen ein hervorragendes 50-mm-Objektiv mit einer Ausgangsblende von f/1.8 her, mit dem sich ein sehr schöner unscharfer Hintergrund bei grösseren Blenden erzielen lässt und das relativ preiswert ist. Aber auch die oft mit neuen Kameras mitgelieferten Objektive (18-55 mm) eignen sich gut für den Anfang“, sagt er.

Er rät, erst mit der vorhandenen Ausrüstung umgehen zu lernen, bevor man in eine neue Ausrüstung investiert. Haben Sie so herausgefunden, was Sie mit Ihrem aktuellen Objektiv nicht machen können, wissen Sie, nach welchem neuen Objektiv Sie suchen müssen, anstatt ein neues Objektiv zu kaufen und erst danach herauszufinden, was Sie damit machen können.

9. Entwickeln Sie ein paar „Nachbearbeitungsfähigkeiten“


„Die Nachbearbeitung ist fast genauso wichtig, wie das Fotografieren selbst“, sagt Stenger. „Ist ein Hund beispielsweise etwas nervös oder läuft er immer weg, dann bitte ich meinen Assistenten, sich neben den Hund zu stellen und ihn an die Leine zu nehmen. Sowohl die Leine als auch mein Assistent können später mit Photoshop herausretuschiert werden.“

„Hierzu bleibe ich mit der Kamera nach der Aufnahme stehen und bitte den Assistenten mit dem Hund aus dem Bild zu gehen. Dann mache ich ein weiteres Bild mit denselben Einstellungen. Das macht es später leichter, den Hintergrund über den Assistenten oder andere unerwünschte Gegenstände zu kopieren.“

Natürlich ist es immer besser, alles gleich richtig zu machen. Das erspart später viel Arbeit. „Muss ein Foto nicht grossartig bearbeitet werden, passe ich normalerweise nur den Kontrast oder die Schärfe in Lightroom an“, sagt er. „Aber für die eigentliche Bearbeitung, beispielsweise um störende Äste oder die Leine aus dem Bild zu entfernen, benutze ich Photoshop.“

Die Originalfassung dieses Beitrages stammt von Bob Books, UK

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