Interview: Robert Bösch und sein neues Buch «Bilder, die ich gesehen habe»

Der neue grossformatige Bildband von Robert Bösch präsentiert überwiegend neue unveröffentlichte Aufnahmen, die in der Schweiz und rund um die Welt entstanden sind. Er hat uns ein paar Fragen zu seinem neuen Werk, zur Fotografie und der Zukunft beantwortet.

Über das neue Buch

Beim Buch NOT SEEN und auch bei BIRDS dienten dir die realen Fotografien nur noch als Rohmaterial für die Kreation neuer Bildwelten. In deinem neuen Buch «Bilder, die ich gesehen habe» werden die Fotografien als das gezeigt, was sie sind – reale Aufnahmen, die ihre eigene Wirkung entfalten dürfen. Was hat dich dazu bewegt, in deinem neuen Buch den Fotografien ihre Eigenständigkeit zurückzugeben?

Natürlich habe ich mich nie von der realen Fotografie abgewendet, wo ich mir selber immer klare Leitplanken gesetzt habe: Das Bild entsteht beim Fotografieren und nicht danach. Mit den zwei Projekten NOT SEEN und BIRDS bin ich in eine andere und für mich neue Bilder-Welt eingetaucht. Es war spannend, auf neuem Weg Bilder zu kreieren. Es sind Bilder, die ich nicht als Fotografien bezeichne, auch wenn der Ausgangspunkt eine Fotografie war.

Was war oder ist das Konzept des neuen Buchs?

Die Idee war nicht ein Best-of Buch zu machen. Ich wollte neue Bilder fotografieren. In den letzten Jahren habe ich gelernt, ein bisschen anders zu schauen, entdecke heute Bilder, die ich früher übersehen hätte, oder die mich nicht interessiert hätten. Diese zu Beginn noch diffuse Buchidee hat mir Motivation gegeben, auf dieser Welt mit meiner Kamera unterwegs zu sein auf der Suche nach Bildern. Nicht die ins Auge springenden Bildern haben mich in erster Linie interessiert. Ich habe nach Bildern gesucht, die sich sozusagen im Ganzen verstecken.

Wie sind die Bilder entstanden und nach welchen Kriterien hast du die Auswahl und Anordnung der Bilder getroffen?

Das ist ein Prozess über mehrere Jahre. In der ersten Phase habe ich einfach fotografiert, wenn ich etwas gesehen habe, das ich spannend und interessant fand und wo ich gedacht habe, das könnte für dieses Projekt passen. Egal wo und was – in einem Industriequartier, in Venedig, Wüste, Berge, vor meiner Haustür. Das war sozusagen die Sammelphase. Irgendwann kommt der Punkt, wo du das Gefühl hast, es könnte genug brauchbares Material vorhanden sein.

Danach heisst es aussortieren, aussortieren. Es ist gleichzeitig die Phase des Zweifels: Es sind so viele Bilder, es ist unmöglich ein Gefühl zu bekommen, ob es «funktionieren» könnte oder nicht. Erst wenn die Bildauswahl so auf rund 200 bis 150 Bilder eingedampft ist und die ersten Versuche mit einigen Bildabfolgen erfolgt sind, entsteht ein Gefühl für das Projekt. Der Prozess ist vielleicht vergleichbar, mit einem Steinbildhauer, der aus einem riesigen Marmorblock eine Figur herausmeisselt. Erst ist es nur ein Felsblock, nur allmählich beginnt man die groben Umrisse einer Figur zu erahnen – ob es gelingt, weisst du erst, wenn es fertig ist. Es ist ein äusserst spannender Prozess. Und natürlich befriedigend, wenn der Glaube ans Gelingen, die Zweifel allmählich verdrängen.

Welche Gedanken haben dich bei der Entscheidung für Bindung, Format und Gestaltung des Buches geleitet?

Langjährige Erfahrung: Mein Wissen um die zuverlässige und herausragende Zusammenarbeit mit Buchdesignerin Mireille Burkhardt/BOB, mit Simon Mühlemann von der Wolfau-Druckerei und mit der Buchbinderei Bubu. Ich habe mit allen drei Protagonisten schon etliche Bücher gemacht.

Die Fotografie

Seit über 30 Jahren bist du als freischaffender Berufsfotograf tätig. Wie hat sich dein Blick auf die Fotografie über die Jahre verändert?

Ich habe mich bemüht, mich immer weiter zu entwickeln. Am Anfang meines Fotografenlebens war das auch dringend nötig. Mein Niveau und Können war – rückblickend – eher dürftig.

Ich wollte mich immer verbessern. Das hört sich logisch und einfach an. Aber es ist schwierig, herauszufinden, wo du die Hebel ansetzen musst. Und meist geht es nur in kleinen Schritten. Wenn du über einige Jahre zurückschaust, stellst du vielleicht fest, dass du besser geworden bist.

Die Zukunft

Ist ein nächstes Buch schon in Aussicht?

So diffus im Kopf

Welche Botschaft möchtest du den jungen Fotografen mitgeben?

Fotografieren ist ein fantastische Tätigkeit, die einem überall auf der Welt und ein Leben lang immer etwas zu Tun erlaubt. Sie erfordert die permanente Auseinandersetzung mit dem Bild, mit dem Schauen und mit dem Versuchen. Neben dem kameratechnischen Können ist auch Kreativität und die Bereitschaft, Neues zu probieren, gefordert. Versuche aus jeder Situation – auch aus scheinbar banalen – das bestmögliche Bild zu finden. Das gelingt meist nicht mit einem «Schuss». Oft muss man sich an ein Bild Herantasten. Kopieren ist in der Fotografie relativ einfach. Versuche es immer mal wieder anders zu machen, als wie man es machen soll.

Robert Bösch – Fotograf, Geograf und Bergführer

Seit über drei Jahrzehnten arbeitet er als freischaffender Berufsfotograf. Neben Aufträgen für Industrie und Werbung realisiert er Bildstrecken für namhafte nationale und internationale Magazine wie Geo, Stern oder National Geographic. Zudem veröffentlichte er zahlreiche Bildbände. Bösch ist Markenbotschafter der Firma Nikon.

Als Alpinist bereiste er alle sieben Kontinente und bestieg auf seinen Expeditionen zahlreiche bekannte wie auch entlegene Gipfel über anspruchsvolle Routen. Er begleitete viele der Unternehmungen von Bergsteiger Ueli Steck. Für einen Film- und Fotoauftrag stand er 2001 sogar auf dem Mount Everest.

Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Galerien und Museen im In- und Ausland präsentiert. Robert Bösch publizierte eine Vielzahl von Bildbänden. Zu seinen jüngsten Werken zählen NOT SEEN, Engiadina und BIRDS. Während sich NOT SEEN aus dem spielerischen Experimentieren entwickelte und zu einer völlig neuen, von der Realität gelösten Bildwelt führte, widmete sich Bösch in BIRDS einer abstrakten und experimentellen Auseinandersetzung, bei der Fotografien lediglich als Rohmaterial für neue Bildwelten dienten. Mit Engiadina wiederum setzte er eine lang gehegte Idee um und näherte sich fotografisch der Landschaft des Engadins, die er in klassischen Bildern von besonderer Intensität festhielt.

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Einsendeschluss ist der 17. Oktober 2025.

Angaben zum Buch

Robert Bösch – Bilder, die ich gesehen habe
Christoph Merian Verlag
Preis CHF 130.00

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