Thomas Biasotto leitet die Plattform und das Fotografen-Netzwerk GRIDON, ist leidenschaftlicher Fotograf, Musiker und Pädagoge. Wir durften den sympathischen Allrounder vor einigen Monaten kennenlernen und sind neben der Fotografie auch bei seiner Sammelleidenschaft mit von der Partie!
Du bist eigentlich ausgebildeter Musiker, hast deine eigene Band und komponierst Filmmusik. Wie bist du dann noch zur Fotografie gekommen?
Zu meiner Konfirmation habe ich eine Kamera geschenkt bekommen (die ich heute noch besitze). Von diesem Moment an hat mich die Fotografie in ihren Bann gezogen – lange Zeit ganz im Stillen, da ich dazumal an der Musikhochschule Zürich Musik studiert habe und mein Fokus voll und ganz meinen Instrumenten galt.
Heute übe ich meine 3 Passionen beruflich aus. Die Fotografie, die Musik und das Unterrichten. Auch vielfach nicht ganz einfach, da ich häufig nicht unterscheiden kann, ob ich an einem eigenen Projekt oder an einem Auftrag arbeite.

Biancograt
Mit Gridon.ch stellst du eine Plattform für Fotografie-Interessierte mit vielen Infos und Knowhow rund um die professionelle Fotografie zur Verfügung und bietest auch Workshops sowie aussergewöhnliche Fotoreisen an.
Was hat dich dazu gebracht dieses Netzwerk auf die Beine zu stellen?
Das Weitergeben von Wissen fasziniert mich. Denn ich war und bin auch heute immer wieder dankbar, auch Erfahrungen und Wissen zu bekommen. Man lernt ja bekanntlich nie aus.
Die Leitung von Workshops ist ein grosser und wichtiger Bestandteil meiner Aufgaben, die mich sehr glücklich macht. Ich liebe es, Menschen für etwas zu begeistern!
Fotografie-Workshops leite ich seit 2015, damals noch in Anstellung bei einer bekannten Fotoschule. Im Jahr 2018 kam uns – meiner Frau, die mich administrativ und organisatorisch unglaublich unterstützt und mir – die Idee, eine Vision im Bereich der Weiterbildung in Sachen Bild zu entwickeln. So entstanden das Netzwerk und die Plattform www.gridon.ch. Den ursprünglichen Plan, im Frühjahr 2020 den Go Live zu machen, mussten wir aus uns allen bekannten Gründen leider verschieben. Es folgten weitere 8 Monate wertvolle Entwicklung, die wir zusammen mit unseren Partnern umsetzen konnten. Und so gibt es heute den Fotografieplaneten GRIDON. Die besten Fotografinnen und Fotografen vereint, die eine Passion teilen: DAS BILD. Mit besten meine ich nicht nur fachlich, sondern vor allem auch menschlich und pädagogisch.
Die Idee von Gridon ist, jeder Fotografin und jedem Fotografen, seien sie Anfänger oder Profi, tiefe Einblicke in die Fotografie zu geben (z.B. mit unserem WiKiGRID) und eine grosse Palette an Workshops und Fotoreisen, mit einer grossen Auswahl an verschiedenen Instruktorinnen und Instruktoren (bei uns Instructors genannt) anzubieten.

Rosenlaui
Am 21. August findet das erste Swiss Photogame statt, der grösste Fotomarathon der Schweiz, mit verschiedenen Teilnahmekategorien an diversen Standorten.
Können auch Fotografie-Neulinge daran teilhaben oder richtet sich der Wettbewerb eher an erfahrene Fotografen?
Nein. Jede und jeder, ob erfahren, ambitioniert, Profi oder kompletter Neuling, ob mit analoger- oder Handykamera darf an diesem Event teilnehmen. Denn es zählt an diesem Event nur etwas: DAS BILD. Mehr Infos auf www.swissphotogame.ch
Drama! In deinen Nachtaufnahme spielt Licht häufig eine sehr wichtige Rolle – wenn nicht sogar die Hauptrolle. Wie gehst du an solche Aufnahmen ran, sind sie zufällig oder geplant, was ist deine Inspiration?
Schön umschrieben. In der Landschafts- und Bergfotografie suche ich häufig grosse Kontraste und Lichtstimmungen. Diese kann man vielfach einigermassen planen, aber Mutter Natur hat hier stets das Schlusswort und es gibt immer wieder viele Überraschungen und Kehrtwendungen. Ich gehe nie planlos auf Touren, sondern bereite diese minuziös vor. Ich probiere immer dann zu gehen, wenn ich weiss, dass diese Stimmungen, die ich mir vorstelle, entstehen könnten und die Voraussetzungen dafür stimmen. Mit den heutigen Tools, die uns allen zur Verfügung stehen, ist es sehr hilfreich für die Vorbereitung, aber wie gesagt, die Natur gibt den Takt an und dies kann sich während einer Tour oder Expedition immer wieder ändern.
Meine Inspirationsquellen sind verschiedene. Ich studiere zum einen sehr viele Bücher von Fotografen. Ich liebe das Medium Buch über alles (ich besitze hunderte Bildbände und sammle diese). Aber vielfach entstehen neue Ideen auch sehr spontan. Zum Teil auch sehr verrückte Ideen und so bleibe ich einfach jeden Tag am Ball und gebe der Kreativität immer einfach möglichst freien Lauf. Eine weitere Inspirationsquelle für mich ist auch die Musik, wo mir während dem Komponieren vielfach Ideen kommen, die ich entwickle und auch wenn möglich immer umsetze.

Dolomiten
Du hast einen eigenständigen Stil in deiner Bildbearbeitung. Hast du einen Tipp für unsere Leserinnen und Leser, wie sie mehr aus ihren Aufnahmen herausholen können?
Da gibt es hunderte und ich glaube, dass wenn ich detailliert auf diese Frage eingehen würde, wäre der Rahmen hier gesprengt. Auf der Plattform Gridon gibt es viele und sehr spannende Tipps und Tricks, die sich jeder kostenlos zu Gemüte führen kann. Das Beste, diese werden laufend erweitert. So lohnt es sich, das WiKiGRID auf Gridon immer wieder mal zu besuchen.

Passo di Giau
Mit welchem Programm zur Bildbearbeitung arbeitest du?
Ich arbeite hauptsächlich mit dem Bildbearbeitungsprogramm Lightroom. Ich kenne darin fast jeden Handgriff. Weiter nutze ich auch verschiedene Plug-Ins, für gewisse Details (zum Beispiel von Skylum oder DxO). Für die Astroaufnahmen arbeite ich mit Photoshop, wobei ich hier anmerken muss, dass meine Kenntnisse in diesem Programm eher limitiert sind.

Lago di Limides
Du hast schon alle grossen Gipfel der Schweiz besucht und abgelichtet – bist also genau die richtige Ansprechperson, wenn es um spezielle Locations in der Schweiz geht. Welchen Aufstieg und welchen Gipfel kannst du empfehlen, ist sogar vielleicht dein Favorit?
Eines meiner liebsten Gebiete (da muss ich zwar sagen, dass es sehr viele gibt) ist der Alpstein. Ein eher anspruchsvolles Wandergebiet. Da gibt es hunderte von Spots, die mich immer und immer wieder einfach faszinieren. Ich fühle mich in diesem Gebiet einfach Zuhause. Mich darf man jederzeit immer gerne anfragen zu speziellen Locations und ich helfe auch jedem gerne weiter. Ein wirklich absoluter Top Spot (natürlich in den sozialen Medien immer viel gesehen) ist der Aufstieg zum Schäfler im Alpstein. Die Altenalptürme bei Sonnenuntergang und bei Sonnenaufgang zu bestaunen ist einfach ein Traum.

Alpstein
Für Fotografen ein weiter sehr spannendes Gebiet und auch ein Ort, den ich immer wieder aufsuche, ist die Rosenlaui im Berner Oberland. Für naturbegeisterte Fotografen ebenfalls ein grossartiger Ort mit unzähligen Foto-Spot Highlights.

Rosenlaui
Welcher Ort auf der Welt hat dich am meisten fasziniert?
Ja wie bereits erwähnt, fasziniert mich der Alpstein immer wieder. Aber als ich meine erste Expedition im Himalaya machen konnte und ich zum ersten Mal in meinem Leben einen sechs-, sieben-, und achttausender Gipfel bestaunen konnte, waren das die einschneidendsten Momente, die mich bis heute prägen und an die ich tagtäglich denke. Ich leite im Himalaya regelmässig Fotoreisen und ich hoffe ganz fest, dass ich diesen November endlich wieder eine Fotoreise im Himalaya leiten und durchführen darf (wegen COVID).

Nepal
Was rätst du unseren Leserinnen und Lesern, falls Sie selbst man in die Höhe möchten? Was ist dein Must-have auf jedem Trip?
Immer genügend Wasser, den Fotorucksack bewusst packen (reduce to the max) und immer ein Appenzeller Bärli Biber dabei haben für den Hunger.

Thomas Biasotto
Mehr Informationen über Thomas Biasotto, seine Projekte und GRIDON unter:
www.tb-photo.ch
www.gridon.ch
Titelbild: Nepal