Ein Fotograf entscheidet bei der Bildaufnahme, mit welchen Elementen das Bild gestaltet werden soll. Das Ziel ist, ein Bild so harmonisch und ansprechend wie möglich zu gestalten. Die Komposition eines Bildes entscheidet darüber, ob ein Betrachter von einem Bild angezogen wird oder nicht. Sowohl in der Landschafts- wie auch in der Wildlife-Fotografie gibt es ein paar wichtige Grundregeln in der Bildkomposition. In diesem Artikel finden Sie eine Auswahl von Möglichkeiten für die Bildgestaltung.
Drittelregel
Das Bild wird senkrecht und waagrecht gedrittelt. Es wird so in neun gleich grosse Flächen aufgeteilt. Wichtige Bildinhalte, wie z.B. der Horizont oder andere markante Motive werden vorzugsweise an einem der Schnittpunkte positioniert.
Die Landschaftsaufnahme wurde ideal anhand der Drittellinien gestaltet: Der Vordergrund liegt auf der ersten horizontalen Linie und der Horizont auf der zweiten horizontalen Linie. Zusätzlich wurde das Hauptmotiv der Drei Zinnen bewusst auf der linken senkrechten Drittellinie platziert. Das Bild wirkt dadurch harmonisch.

Fill the Frame
Bei dieser Regel zoomt man bewusst so nah wie möglich rein, so dass das Motiv formatfüllend im Bild platziert ist.
Diese Nahaufnahme eines Löwen besticht durch die formatfüllende Positionierung des Tieres. Da störende Elemente in der Umgebung nicht sichtbar sind, wirkt der König der Tiere noch imposanter. Das Auge des Betrachters kann das Motiv im Detail betrachten.

Symmetrie
Mit Symmetrien erreicht man oft eine faszinierende Bildwirkung. Der Horizont kann dabei oft in der Mitte positioniert werden ohne zu stören. Die Symmetrie verleiht einem Bild Ruhe und Ausgewogenheit. Gerade in der Landschaftsfotografie bieten Spiegelungen auf Wasseroberflächen oft ein tolles Motiv.
Diese Aufnahme entstand auf den Lofoten Inseln. Die Spiegelung der Bergkette im kleinen See verleiht dem Bild eine einzigartige Ruhe und Ausgewogenheit.

Natural Framing
Das Motiv wird durch einen natürlichen Rahmen, der bereits in der Szene vorhanden ist, umgeben. Das Bild erhält dadurch mehr Tiefe und lenkt den Blick direkt auf das Hauptmotiv. Zudem wirkt es in sich abgeschlossen. Störende Elemente im Vordergrund sind durch den Rahmen nicht sichtbar. Es eigenen sich Elemente wie Tiere, Bäume, Büsche, Äste, Höhlen, Eis, Torbögen.
Diese beiden Aufnahmen zeigen den Einsatz des Framings in der Wildlife Fotografie. Sowohl der natürliche Rahmen, der beiden Löwen im Vordergrund sowie beim kleinen Leoparden das Gehölz im Hintergrund geben den Bildern mehr Tiefe und der Fokus liegt auf den beiden Jungtieren.

Komplementärfarben
Die auf dem Farbkreis einander gegenüber liegenden Farben, werden Komplementärfarben genannt. So ist zum Beispiel Grün die Komplementärfarbe von Rot. Kombiniert man diese beiden Farben entsteht ein grosser Farbkontrast und das Bild wirkt dadurch ansprechend. Gerade in der Natur findet man oft spektakuläre Farbgegensätze.
Sonnenuntergänge können wunderbare Farbspiele generieren, wie das Beispiel aus der Toskana zeigt. Die Wolkendecke wurde nach einem Gewitter durch die untergehende Sonne angeleuchtet. Zusammen mit dem grünen Hügel ergeben sich so wunderbare Farbspiele von rot und grün.

Ebenen
Der Einsatz verschiedener Ebenen verleihen dem Bild mehr Raum und Tiefe. Bei der Bildgestaltung sollten wenn möglich immer Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund mitberücksichtigt werden.
Bei der Aufnahme aus Slowenien erhalten die Ebenen durch den Bodennebel mehr Gewicht. Der Betrachter wird so direkt ins Bild rein gezogen und der Blick auf die kleine Kirche auf der Kuppe gelenkt.
Auch die Aufnahme aus dem hohen Norden setzt auf das gleiche Prinzip. Hier wurden bewusst die Felsen im Vordergrund platziert. Bei der Aufnahme wurde zusätzlich darauf geachtet, die Welle in dem Augenblick zu erwischen, als sie über die Felsen floss. Dies erhöht den Kontrast auf den schwarzen Felsen und verstärkt die Wirkung der Ebene.

Führungslinien
Führende Linien sind ideal, den Blick des Betrachters im Bild zu leiten und seine Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv in der Aufnahme zu lenken. Sogenannte «Leading Lines» lassen sich perfekt bei der Gestaltung einer Landschaftsaufnahme integrieren. In der Natur finden sich sehr viele solche natürlichen Linien: Flüsse, Wege, Steinformationen, Mauern, Zäune und viele mehr.

Negativer Raum
Das Gegenteil zu «Fill the Frame» ist negativer Raum in der Bildgestaltung. Dazu verwendet man viel «leeren» Raum um das Hauptmotiv. Es entsteht ein ruhiges und einfaches Bild. Der Betrachter kann sich voll und ganz auf das Hauptmotiv konzentrieren und wird nicht von unnötigen Details abgelenkt.
Beim Schloss aus Schottland wurde bewusst viel negativer Raum mit ins Bild genommen. Dadurch vermittelt das Bild sehr viel Ruhe. Man kann schön verweilen und spürt regelrecht die stille Atmosphäre während des Sonnenuntergangs.

Schärfentiefe
Durch die Schärfentiefe lässt sich ein Bild ebenfalls gezielt gestalten. So können beispielsweise das Hauptmotiv oder wichtige Elemente im Bild durch eine offene Blende in den Fokus gesetzt werden. Das Motiv wird dadurch vom Vorder- oder Hintergrund abgegrenzt bzw. isoliert. Diese Methode eignet sich sowohl in der Landschafts- wie auch in der Wildlife-Fotografie.
In dieser Aufnahme wurden die Blumen im Vordergrund durch eine offene Blende unscharf dargestellt. Somit liegt der Fokus auf dem Hauptmotiv mit dem Schloss und der typischen Landschaft der Hebriden im Hintergrund.

Störende Elemente vermeiden
Störende oder unnötige Elemente im Bild sollten vermieden werden. Wichtig ist, dass der Hintergrund und die Ränder der Aufnahme so einfach wie möglich gestaltet sind und nicht unnötig vom Hauptmotiv ablenken.
Dies können zum Beispiel angeschnittene Bäume und Pflanzen, Steine, Stromleitungen etc. sein. In diesem Beispiel sieht man auf der linken Seite in den Ecken unschöne Elemente wie ein kleiner Teil eines grellen Strauchs oder helle Flecken im Stein. Diese lenken den Blick sofort weg vom Hauptmotiv. Hier hilft es einfach ein bisschen mehr zu zoomen und diese Elemente aus dem Bild verschwinden lassen. Rechts das Beispiel mit dem leicht angepassten Bildausschnitt.

Die hier aufgeführten Regeln sind nicht abschliessend und auch nicht immer zwingend anzuwenden. Es geht vielmehr darum zu lernen, auf welche Gestaltungselemente man achten kann und wie diese für eine fesselnde Bildwirkung angewendet werden können.
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