Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery sagte: «Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn es nichts mehr wegzunehmen gibt.»
Dieses Zitat fasst den minimalistischen Ansatz perfekt zusammen, denn was in einem Foto weggelassen wird, ist oft genauso wichtig wie das, was zu sehen ist.
Obwohl minimalistische Fotografien einfach aussehen mögen, kann das Komponieren überraschend schwierig sein und jede Aufnahme muss sorgfältig geplant werden.
Was ist minimalistische Fotografie?
Minimalistische Fotografie ist schwer zu definieren und es gibt so viele Interpretationen davon, wie es Fotografen gibt. Im Allgemeinen sind minimalistische Fotos jedoch eher einfach und nutzen den negativen Raum zusammen mit einer begrenzten Anzahl sorgfältig ausgewählter Linien, Farben und Formen, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Hauptmotiv zu lenken.
Der Minimalismus entstand als künstlerische Bewegung in New York in den späten 1950er Jahren, als Künstler begannen, sich von der Abstrakten Kunst zu entfernen, die bei der Generation ihrer Eltern beliebt gewesen war. Heute ist er in der Architektur, im Design, in der Mode und in der Fotografie weit verbreitet.
Wenn Sie nicht sicher sind, wo Sie mit minimalistischer Fotografie anfangen sollen, machen Sie sich zunächst mit dem Genre und einigen minimalistischen Fotografen der letzten Jahre vertraut. Einige Beispiele für bekannte Fotografen, die den minimalistischen Ansatz in ihrer Arbeit verwendet haben, sind Michael Kenna, Andreas Gursky und Fan Ho.
Weniger ist mehr
Obwohl «weniger ist mehr» vielleicht eine etwas zu starke Vereinfachung dessen ist, worum es beim Minimalismus geht, liegt der Fokus in der minimalistischen Fotografie meist auf einem einzigen Motiv. Alles andere im Bild sollte die Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv lenken oder es in irgendeiner Weise verstärken.
Die Entscheidung darüber, was in Ihr Foto aufgenommen werden soll, ist wahrscheinlich der schwierigste Aspekt der minimalistischen Fotografie. Wenn es mehrere interessante Elemente in einer Szene gibt, wie z. B. einen Vogel, einen Baum und ein Haus, müssen Sie sich überlegen, welche Sie einbeziehen und welche Sie weglassen wollen. Denken Sie daran, dass es zwar manchmal möglich ist, unnötige Ablenkungen später aus dem Bild herauszuschneiden, aber es ist immer besser diese schon bei der Aufnahme zu vermeiden, indem Sie sich bewegen oder den Winkel ändern.

Komposition ist alles
Um erfolgreich minimalistische Fotos zu machen, müssen Sie zuerst verstehen, wie man ein starkes Foto komponiert. Die bekannte Drittel-Regel, die auf der Idee basiert, dass Bilder generell interessanter sind wenn sie nicht zentriert sind, ist ein guter Ausgangspunkt. Aber es gibt noch viele andere kompositorische Tricks, die Sie beim Fotografieren im minimalistischen Stil anwenden können, z. B. die Verwendung von Führungslinien, die Rahmung oder die Isolierung Ihres Motivs durch Verwendung einer geringen Schärfentiefe.
Fügen Sie viel negativen Raum ein
In der Kunst, Fotografie und im Design bezieht sich der Begriff «Negativraum» oder «Weissraum» auf den leeren Raum zwischen oder um Objekte herum. Wenn Sie viel negativen Raum in einem Foto lassen, können Sie die Aufmerksamkeit auf Ihr Motiv lenken und bestimmte Formen und Grössen betonen. Achten Sie beim Studieren von Beispielen minimalistischer Fotografie darauf, wie die Fotografen den negativen Raum genutzt haben, um ihr Motiv hervorzuheben oder zu betonen.

Farben, Muster und Strukturen können ein wirkungsvolles Mittel sein
Farben, Texturen und Muster können in der minimalistischen Fotografie ebenfalls wirkungsvolle Mittel sein. Meistens enthält ein minimalistisches Foto nicht mehr als zwei oder drei Farben, Muster und Texturen, so dass die wenigen, die enthalten sind, sich in irgendeiner Weise ergänzen oder Kontrast hinzufügen.
Wenn Sie zum Beispiel zwei kräftige Farben oder Strukturen nebeneinander platzieren, entsteht ein auffälliges Foto, sei es ein goldenes Weizenfeld vor einem klaren blauen Himmel oder eine leuchtend gelbe Sonnenblume vor einer verwitterten Holzplanke.
Linien geben den Weg vor
Die Verwendung von Führungslinien ist ein weiteres wichtiges Werkzeug in der minimalistischen Fotografie. Starke horizontale oder vertikale Linien können den Blick des Betrachters direkt auf Ihr Motiv lenken, egal ob es sich in der Mitte des Bildes oder an der Seite befindet. Linien können auch dazu beitragen, ein Gefühl von Tiefe in einem Bild zu vermitteln, wie z. B. im Fall eines Tunnels oder von Zuggleisen, die sich in die Ferne erstrecken.
Achten Sie also bei der Bildkomposition auf führende Linien, z. B. in Form von Telefonleitungen, einer Baumreihe oder eines schmalen Weges. Denken Sie jedoch daran, dass die Linien das Auge des Betrachters zu Ihrem Motiv hinführen sollten und nicht von ihm weg oder aus dem Bild heraus.

Finden Sie Inspiration in Ihrem Alltag
Die Inspiration für minimalistische Fotografie kommt oft von den unwahrscheinlichsten Orten und man weiss nie, wann sie zuschlägt. Es könnte ein interessantes Muster sein, das Sie in Ihren Küchenfliesen bemerken, ein einzelner Tropfen Kondenswasser auf einem Rosenblatt, ein einsamer Baum auf einem Hügel oder eine faszinierende Reflexion in einer Wasserpfütze. Versuchen Sie also, einen offenen Geist zu bewahren und nehmen Sie Ihre Kamera mit, wann immer es möglich ist. Wenn Sie erst einmal Ihr fotografisches Auge entwickelt haben, werden Sie überall um sich herum Gelegenheiten zum Fotografieren entdecken, egal ob Sie zu Hause, im Zug oder in einem Einkaufszentrum sind.
